Was 1846 in Boston als große Errungenschaft begann, ist heute gängige Praxis in der Medizin. Damals wendete der Zahnarzt Thomas Green Morton bei einer Tumoroperation am Hals die erste moderne Anästhesie mithilfe von Äther-Dämpfen an. Seitdem entwickelt sich die Anästhesiologie stetig weiter, sodass mittlerweile eine Vielfalt an Narkosen und Betäubungen zum Einsatz kommen.

Alleine in Deutschland werden täglich über 40.000 Anästhesie-Leistungen durchgeführt, wie die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin zum 175-jährigen Jubiläum der modernen Narkose im Oktober 2021 bekanntgab.

Welche Arten von Betäubung gibt es?

Unter Anästhesie versteht man grundsätzlich den vollständigen Verlust beziehungsweise die gesamte Ausschaltung der Empfindungen, insbesondere der körperlichen Schmerz- und Berührungsempfindung. Für Operationen am Menschen kann bei Patienten entweder mithilfe einer allgemeinen Anästhesie, auch Narkose genannt, oder lediglich punktuell mit einer örtlichen Betäubung eine Anästhesie herbeigeführt werden.

Lokal- und Regionalanästhesie – Arten der örtlichen Betäubung

Für die örtliche Betäubung, auch Lokal- oder Regionalanästhesie genannt, gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Entscheidung für eine der verschiedenen Arten der örtlichen Betäubung ist vor allem vom Umfang der betroffenen Körperregion abhängig.

Bei der Lokalanästhesie werden lediglich kleine Körperteile oder nur gewisse Körperstellen betäubt und somit kleine Hautnerven und Schmerzrezeptoren ruhiggestellt. Bedeutet die Weiterleitung von Reizen jeglicher Art, also Schmerz, Druckausübung, oder Temperatur wird für eine gewisse Wirkungsdauer unterdrückt.

Hierfür ist bereits eine Salbe ausreichend, auch mittels eines Sprays oder punktueller Injektion ist es möglich, spezielle Regionen des Körpers zu betäuben. Diese Methode der Betäubung wird häufig von Zahnärzten für die punktuelle Behandlung im Mundraum oder von Hautärzten bei der Entfernung von Hautwucherungen angewendet.

Die Regionalanästhesie bezieht sich auf größere Körperregionen, etwa den ganzen Arm, das Bein oder allgemein ab der Taille abwärts. Diese Art der regionalen Betäubung wird z. B. bei Hand-, Bein- oder Gelenkoperationen angewendet. Die Patienten sind während des Eingriffs somit bei Bewusstsein, nur das Schmerzempfinden ist deaktiviert.

Allgemeine Anästhesie – so wirkt die Vollnarkose

Die Vollnarkose schaltet nicht nur das Schmerzempfinden im ganzen Körper aus. Auch das Bewusstsein wird mithilfe einer speziell auf den Körper des Patienten abgestimmten Medikamentenmischung außer Gefecht gesetzt. Der Medikamentencocktail besteht unter anderem aus Schmerz- und Beruhigungsmitteln sowie Muskelentspannern. Die Narkose wird wahlweise über die Atemwege oder intravenös verabreicht. Während einer Vollnarkose setzt die eigenständige Atmung des Patienten aus, sodass dieser über die Zeit des Eingriffs künstlich beatmet werden muss.

Die Vollnarkose hat komplizierte Eingriffe erst möglich gemacht. Operationen am offenen Herzen, Organtransplantationen oder Verfahren der Gehirnchirurgie währen ohne ganzheitliche Anästhesie nicht möglich.

Narkose Nebenwirkungen

Neben den allgemeinen Risiken, die jedes medizinische und operative Verfahren mit sich bringt, kann auch eine Narkose Nebenwirkungen hervorrufen. Insbesondere bei älteren Menschen und Kindern besteht ein erhöhtes Risiko. Auch Vorerkrankungen müssen bei der Bestimmung der Narkosemittel berücksichtigt werden.

Neben Hämatomen oder einer bakteriellen Infektion um die Einstichstelle im Fall einer Narkose mittels Injektion sind auch allergische Reaktionen auf das Narkosemittel möglich. In Einzelfällen kann eine Narkose zu Reaktionen des Herz-Kreislaufsystems, wie etwa Blutdruckabfall Schock oder Herzrhythmusstörungen führen. In der Regel sind die Narkose Nebenwirkungen jedoch vorrübergehend und hinterlassen selten bleibende Schäden.

Um mögliche Narkose Nebenwirkungen und Komplikationen schnell zu erkennen und dagegen zu steuern, ist der Facharzt für Anästhesie zuständig. Anästhesisten verabreichen nicht nur die Narkosemittel, sondern überwachen auch die Vitalfunktionen der Patienten während des operativen Eingriffs.

Facharzt für Anästhesiologie: Aufgaben des Anästhesisten

Die Arbeit eines Anästhesisten beginnt bereits vor dem operativen Eingriff am Patienten. Auf Grundlage des Anamnesegesprächs legt er fest, welches Narkosemittel verwendet wird und bestimmt anhand der Patienteneigenschaften die Dosierung. Zudem beantworten Fachärzte für Anästhesie mögliche Fragen von Patienten und Angehörigen zur Narkose und möglichen Nebenwirkungen.

Während der Operation überwacht der Facharzt für Anästhesiologie den Zustand des Patienten, überprüft die Vitalfunktionen und erkennt mögliche Notfallsituationen im Idealfall bevor sie auftreten. Nach der Operation ist der Facharzt für Anästhesie für die Patienten da und begleitet sie in der Aufwachphase. Dadurch können Nachwirkungen schnell erkannt und behandelt werden.

Fachkrankenpfleger Anästhesie und Intensiv

Speziell weitergebildete Fachkrankenpfleger für Anästhesie- und in Intensivpflege sind für die Betreuung und Überwachung von Patienten zuständig, die aufgrund eines Eingriffs eine Narkose benötigen. Die Pflegefachkraft für Anästhesie kümmert sich um die Patienten sowohl vor der Narkose als auch im Nachgang während der Aufwachphase. Nicht selten haben Patienten vor Verabreichung der Vollnarkose Angst oder sind stark aufgeregt. Hier wirken die Fachkrankenpfleger beruhigend auf die Person ein und beantworten letzte Fragen. Auch bei einer lokalen Betäubung, bleiben sie während des Eingriffs Ansprechpartner und erste Bezugsperson für die Patienten.

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