Wodurch zeichnet sich die Anästhesiologie aus und was macht ein Anästhesist?

Die Anästhesiologie gehört zu den medizinischen Fachgebieten, die sich aus mehreren Säulen zusammensetzen. Der Begriff stammt aus dem altgriechischen „anasthesia“ und „logos“, welche die Lehre der Gefühllosigkeit beschreiben. Zur Anästhesiologie gehört nicht nur die Eliminierung von Schmerz (Anästhesie), sondern zeitgleich auch die Aufrechterhaltung sämtlicher Vitalfunktionen während eines operativen oder diagnostischen Eingriffs. Neben der Vollnarkose gibt es zudem die Lokal- und Regionalanästhesie. Ferner werden die Bereiche Intensivmedizin, Schmerztherapie und Notfallmedizin innerhalb der Anästhesiologie abgedeckt. Seit einiger Zeit ist auch die Palliativmedizin ein Fachbereich der Anästhesiologie.

Der Begriff Anästhesiologie wird heutzutage immer seltener verwendet. Inzwischen ist der Ausdruck Anästhesie geläufiger, der ausführende Facharzt wird als Anästhesist oder umgangssprachlich Narkosearzt bezeichnet.

Der Beruf des Anästhesisten ist abwechslungsreich und nicht nur in Krankenhäusern präsent. Anästhesisten arbeiten eng mit verschiedenen Fachärzten zusammen, um lokale Eingriffe für die Patienten möglichst schmerzfrei zu gestalten.

Nicht selten werden die bei der Anästhesie verabreichten Narkosemittel individuell auf den Patienten abgestimmt, weshalb der enge Austausch zwischen den behandelnden Ärzten unerlässlich ist. Während des Vorgesprächs versucht der Anästhesist beim Patienten die Angst zu lindern und steht beratend zur Seite. Oft ist der Narkosearzt nicht nur die letzte Person vor dem Eingriff, sondern auch die erste nach der Aufwachphase, die ein Patient sieht.

Neben der direkten Zusammenarbeit mit Patienten gibt es auch noch andere Tätigkeitsfelder, die für den Anästhesisten zur Ausübung seines Berufs zur Verfügung stehen. So profitieren beispielsweise Wissenschaft und Forschung von ihrem Wissen, das sie zur Entwicklung neuer Narkosemittel nutzen.

Studium & Weiterbildung zum Facharzt für Anästhesiologie

Wer den Berufsweg des Anästhesisten beschreiten möchte, benötigt als Voraussetzung ein abgeschlossenes Medizinstudium, das mindestens zwölf Semester umfasst. Danach besteht die Option, eine Facharztausbildung zum Anästhesisten zu absolvieren.

Die meisten wählen ein Ausbildungsmodell in Vollzeit, welches insgesamt fünf Jahre (60 Monate) umfasst. Andere entscheiden sich für das immer beliebter werdende Teilzeitmodell, das entsprechend länger andauert.

Während der Ausbildung kommen die angehenden Fachärzte mit den beschriebenen Tätigkeitsbereichen in Kontakt. Sie erlernen sämtliche Teile der Anästhesie (Lokal-, Regional- und Allgemeinanästhesie) und werden mit der Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen vertraut gemacht, um während Operationen oder Diagnoseeingriffen entsprechend agieren zu können.

Daneben werden sie in die Fachgebiete der intensivmedizinischen Maßnahmen eingeführt. Mit dazu gehören zum Beispiel die verschiedenen Beatmungstechniken, die korrekte Beobachtung der Vitalwerte, sowie die nachfolgende Flüssigkeitsversorgung und Ernährung des Patienten.

Ein weiterer Schwerpunkt der Ausbildung ist die Erkennung unvorhergesehener Situationen und die angemessene Reaktion darauf. So umfasst der Bereich der Notfallmedizin die Reanimation und Erstversorgung des Patienten während einer Operation. Gleichwohl vermittelt ein Zwischenfalltraining sämtliche Maßnahmen, die Ärzte in einer solchen Akutsituation ergreifen müssen.

Im Rahmen der Weiterbildung wird der angehende Narkosearzt auch in das Feld der Schmerzmedizin eingeführt. Hierbei steht vor allem die Behandlung chronischer Schmerzen im Fokus. Am Ende der Ausbildung wissen Anästhesisten etwa, wie sie das Katheterverfahren anwenden oder Nervenblockaden lösen können. Zudem erhalten sie einen Einblick in verschiedene pharmakologische und nicht pharmakologische Maßnahmen.

Während der gesamten Ausbildung müssen die Studenten Leistungsnachweise erbringen und eine Mindestweiterbildungszeit ablegen. Hierzu führen Studierende ein sogenanntes Logbuch, das sie als Voraussetzung zur Zulassung zur Abschlussprüfung bei der Landesärztekammer einreichen müssen. Erst nach bestandener Prüfung ist die Bezeichnung als Facharzt der Anästhesiologie erlaubt.

Weiterbildungsmöglichkeiten für Anästhesisten

Zwar spezialisieren sich angehende Anästhesisten bereits während ihrer Ausbildung auf den Bereich Intensivmedizin, danach bieten sich ihnen jedoch noch weitere Möglichkeiten zur Weiterbildung an. So zum Beispiel die Fachrichtung Kinderanästhesie. Gerade in diesem Bereich der Anästhesie braucht der Facharzt besonderes Wissen, um Kinder und Säuglinge altersgerecht behandeln zu können.

Daneben gibt es auch für die Fachbereiche Notfallmedizin und Schmerztherapie weitere Optionen zur Spezialisierung. Eine Zusatzqualifikation zum leitenden Notfallarzt ist zum Beispiel eine Alternative. Sie umfasst eine Fortbildungszeit von weiteren 24 Monaten.

Arbeitsmarkt – Wo arbeiten Fachärzte für Anästhesiologie?

In der Regel finden Fachärzte der Anästhesiologie in Klinken und Krankenhäusern eine Anstellung. Da sie jedoch überall dort gebraucht werden, wo ein Arzt operiert oder chirurgische Eingriffe unternimmt, kann ein Anästhesist auch an anderen Stellen auf dem Arbeitsmarkt fündig werden.

Anästhesisten sind oftmals bei verschiedenen Praxisärzten angestellt, wo sie zum Einsatz kommen, wenn die Behandlung eine vorherige Narkose oder lokale Betäubung erfordert. Auf diesem Weg können Narkoseärzte freiberuflich tätig sein und werden projekt- oder auftragsgebunden bei verschiedenen Arbeitgebern eingesetzt.

Wissenschaft und Forschung profitieren ebenfalls vom Fachwissen der Anästhesisten. Innerhalb der Forschung binden sich die Fachärzte an Kliniken, die gleichzeitig einer Universität angeschlossen sind. Hier agieren sie als Dozenten oder wissenschaftliche Mitarbeiter und geben ihre praktischen und theoretischen Erfahrungen über die Anästhesie an Studenten weiter.

Wer sich eher für den Bereich der Entwicklungshilfe interessiert, findet auch hier als Anästhesiologe eine geeignete Anstellung. So sind wohltätige Organisationen wie die Deutsche Welthungerhilfe oder das Deutsche Rote Kreuz immer auf der Suche nach Fachpersonal.

Gehaltserwartungen für Anästhesisten

Wie hoch das Gehalt eines Anästhesisten ausfällt, ist von mehreren Faktoren abhängig. Eine Rolle spielt zum Beispiel, ob es sich um eine Anstellung in einem kommunalen Krankenhaus oder einer Universitätsklinik handelt. Ferner gibt es inzwischen Tarifverträge, bei denen die Höhe des Gehalts in unterschiedliche Klassen eingeteilt ist.

Was beeinflusst das Gehalt eines Facharztes für Anästhesiologie?

Die meisten Kliniken und Krankenhäuser zahlen ein Gehalt, das sich an einem Tarifvertrag orientiert. Daneben gibt es weitere Kriterien, wonach sich die Höhe des Lohns bestimmt. So zum Beispiel ob es sich bei dem Arbeitgeber um ein kommunales Krankenhaus oder um eine Universitätsklinik handelt. Bei Letzteren liegt der Lohn meist etwas höher. Daneben spielen Berufserfahrung, Anstellungszeit sowie hierarchische Strukturen eine Rolle. Assistenzärzte erhalten ein geringeres Gehalt als Fachärzte für Anästhesie.

Ist ein Anästhesist dagegen freiberuflich tätig, kann er praktisch selbst die Höhe seines monatlichen Honorars bestimmen. Denn er entscheidet, mit wie vielen Praxen er zusammenarbeitet, wie er seine Verträge gestaltet und dementsprechend kann sein Kundenstamm größer oder kleiner ausfallen.

Faktoren bei der Wahl des Arbeitgebers

Die Medizin entwickelt sich stetig weiter, weswegen eine regelmäßige Teilnahme an Weiterbildungen unerlässlich ist. Die Unterstützung des Arbeitgebers für diese Fortbildungsmaßnahmen kann daher bei der Arbeitgeberwahl ausschlaggebend sein.

Denn Fachärzte für Anästhesie sind dazu verpflichtet, sich regelmäßig weiterzubilden, um ihre Approbation zu behalten. Derartige Fortbildungen sind oftmals sehr kostspielig. Werden die Kosten vom Arbeitgeber übernommen, könnte das ein Grund sein, um ein geringeres Gehalt in Kauf zu nehmen.

Die tägliche Arbeit eines Anästhesisten

Die Tätigkeiten eines Anästhesisten sind sehr breit gefächert. Der Facharzt ist Bestandteil des Anamnesegesprächs und hat direkten Patientenkontakt. Infolge der Besprechung legt er fest, welches Narkosemittel der Patient für die Operation erhält und muss die korrekte Dosierung bestimmen. Er kennt die verschiedenen Narkosemittel und weiß, sie gezielt einzusetzen. Somit trägt er große Verantwortung, die nicht zu unterschätzen ist. Gleichwohl benötigt er im Gespräch mit den Patienten ein hohes Maß an Empathie, denn er ist meist derjenige, der ihnen die Angst vor dem bevorstehenden Ereignis nimmt.

Während der Narkose überwacht er den gesundheitlichen Zustand des Patienten, überprüft regelmäßig die Vitalfunktionen und springt im Notfall ein. Anästhesisten erkennen eine Notfallsituation im Idealfall, bevor es dazu kommt. Umso wichtiger ist die Anwesenheit während der gesamten Operation. Ferner begleitet er den Patienten während der Aufwachphase und sorgt dafür, dass er hinterher keinerlei Probleme hat, welche auf die Narkose zurückzuführen sind.

Neben der Verabreichung der Vollnarkose übernehmen Anästhesisten auch die Betäubung kleinerer Hautareale, wenn es etwa um lokale Eingriffe geht. Hier arbeiten sie eng mit dem behandelnden Arzt zusammen.

Die bereits erwähnte Empathie ist für Anästhesisten eine Grundvoraussetzung, vor allem, wenn sie im Bereich der Palliativmedizin arbeiten. Einfühlungsvermögen und eine hohe Nervenstärke spielen hierbei ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Ein großer Vorteil des Bereichs Anästhesie ist, dass die Fachärzte in der Regel keinem Schichtdienst unterliegen. Operationen oder lokale Eingriffe werden für gewöhnlich im Voraus geplant. Somit sind die Fachärzte für Anästhesiologie meist nur im Frühdienst tätig. Lediglich innerhalb der Notfallmedizin oder in einem Universitätsklinikum kommt es hin und wieder dazu, dass die Mitarbeiter der Anästhesiepflege auch während der Nacht vor Ort anwesend sein müssen.

Fazit

Die Tätigkeiten in der Anästhesie sind vielfältig und lassen sich in verschiedene Fachbereiche untergliedern. Nach ihrer Ausbildung können Fachärzte für Anästhesiologie entscheiden, ob sie in Krankenhäusern oder Fachkliniken oder sogar im Bereich der Wissenschaft und Forschung tätig werden. Ferner haben sie die Option, auf freiberuflicher Basis selbstbestimmt ihre Dienste anzubieten. Gleichwohl sind Anästhesisten auch im Rahmen der öffentlichen Hilfsarbeit gefragt. Stellenangebote gibt es reichlich auf dem Markt. Allerdings erfordert die Ausübung dieses Berufs ein hohes Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen, sowie eine gute Nervenstärke. Denn Anästhesisten arbeiten eng mit Patienten zusammen und wissen, wie sie in einer Notfallsituation richtig reagieren müssen.

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