Vor einem Einstich mit der Spritze sind viele Menschen etwas aufgeregt, das ist ganz normal. Es gibt auch Personen, die davor eine extreme Angst empfinden, ohne dass es am Inhalt der Injektion läge. Diese Angststörung wird auch Trypanophobie oder auch Spritzenphobie genannt. Etwa drei Prozent der Bevölkerung kennen die Angst vor Nadeln. Dabei gibt es auch Wege, damit umzugehen und diese Furcht zu überwinden.
Was ist Trypanophobie?
Der Ausdruck Trypanophobie kommt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „die Angst vor dem Bohrer”. Der Begriff verdeutlicht das Gefühl der Verletzlichkeit und ist die Furcht vor Injektionen, Spritzen oder Blutentnahmen. Dabei kann die Angst vor Spritzen sehr belastend sein und den Alltag stark beeinflussen. Die Trypanophobie gehört zu den häufigsten Angststörungen, von denen Menschen betroffen sind.
Gründe für die Angst vor Spritzen?
Oft entwickelt sich die Angst bereits in der Kindheit und bleibt unbehandelt bis ins Erwachsenenalter bestehen, wenn Spritzen mit Schmerzen oder unangenehmen Situationen in Verbindung gebracht wurden. Dabei ist eine gewisse Ängstlichkeit im Kindesalter vollkommen üblich und wächst sich in der Regel aus. Daher kommen vor allem Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin mit der Angst vor Spritzen in Berührung.
Mediale Darstellungen von Spritzen können die Angst verstärken. Manchmal spielt auch die Angst vor Verletzungen oder Kontrollverlust eine Rolle. Erst wenn die Spritzenangst so stark ausgeprägt ist, dass sie den Alltag und die Gesundheitsversorgung massiv beeinträchtigt, spricht man von einer behandlungsbedürftigen Phobie.
Wie äußert sich die Trypanophobie?
Normal ist sicherlich ein etwas unangenehmes Gefühl beim Anblick von Spritzen. Wer dagegen unter einer Spritzenphopie leidet, erlebt allein bei der Vorstellung oder dem Anblick einer Spritze körperliche Symptome wie Schweißausbrüche bis hin zur Panikattacke. Die Hände werden feucht und zittern, das Herz beginnt zu rasen, manchen wird übel. Kinder weinen, bekommen schlecht Luft, zittern, schreien oder erstarren.
Die Folge einer Spritzenangst kann sein, dass Betroffene Arztbesuche vermeiden oder Termine kurzfristig absagen, um einer Konfrontation mit der Nadel zu entgehen. Für sie alleine ist der Gedanke an eine Spritze derart beängstigend, dass sie notwendige medizinische Behandlungen lieber aufschieben.
Für chronisch Kranke kann diese Phobie äußerst gefährlich werden, da sie nicht die notwendige Versorgung erhalten, die sie regelmäßig benötigen. Dies kann zu starken Einschränkungen im Alltag führen, etwa wenn wichtige Impfungen oder Blutuntersuchungen nicht durchgeführt werden können.
Patienten mit Trypanophobie: Das können Ärzte und medizinisches Fachpersonal tun
Menschen mit Spritzenangst befinden sich manchmal im Ausnahmezustand. Dann sind Ärzte und medizinisches Fachpersonal gefragt, denn sie können eine wichtige Rolle dabei spielen, Patienten mit Trypanophobie zu unterstützen und ihre Angst abzubauen. Mit Geduld, Mitgefühl und strukturierter Herangehensweise kann der Arzt die Angst vor Spritzen oft deutlich reduzieren.
Eine ruhige und mitfühlende Kommunikation zwischen Arzt und Patient kann hier helfen. Er könnte sagen: „Ich verstehe, dass Sie Angst vor Spritzen haben, das ist weit verbreitet. Lassen wir uns gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir das gemeinsam so angenehm wie möglich gestalten können”. Der Arzt kann dem Patienten erklären, warum die Spritze notwendig ist und was genau passieren wird.
Je mehr der Patient über den Ablauf informiert ist, desto weniger Ungewissheit bleibt. „Die Spritze wird nur ganz kurz dauern und Sie werden kaum etwas spüren. Ich werde Ihnen genau zeigen, was ich mache, damit Sie wissen, was auf Sie zukommt.“ Während der Injektion kann der Arzt den Patienten ablenken, indem er ihn zum Beispiel bittet, tief durchzuatmen oder an etwas Schönes zu denken. Oder er erzählt von seinem Wochenende und lobt den Patienten im Anschluss für seine Tapferkeit.
Angst vor Spritzen überwinden
Betroffene können auch selbst aktiv werden und Schritte unternehmen, um ihre Trypanophobie zu überwinden. Dazu zählen folgende Methoden:
Entspannungstechniken
Das Erlernen von Entspannungsmethoden wie progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder Meditation kann dabei helfen, Stress und Anspannungen bei Spritzsituationen abzubauen. So lassen sich die körperlichen Symptome der Angst reduzieren.
Positive Selbstgespräche
Betroffene von Trypanophobie könne sich selbst ermutigen und positive Gedanken entwickeln, z. B.: „Die Spritze ist schnell vorbei“ oder „Ich schaffe das“. Solche Selbstgespräche können die Angst abmildern.
Unterstützung bei Kindern
Insbesondere Kinderärzte haben viel Expertise, um den kleinen Patienten im Umgang mit der Spritzenangst zu helfen. Dabei setzen sie auf einfühlsame, kindgerechte Erklärungen, Ablenkung sowie positive Bestärkung, um die Angst vor Spritzen bei Kindern abzubauen.
Vor dem bevorstehenden Arztbesucht kann es auch helfen, schon etwas Kurzärmeliges anzuziehen, damit sich das Kind den Ausziehstress erspart. Empfehlenswert ist es auch, die Eltern oder eine nahestehende Person mitzunehmen, um dem Kind beizustehen. Eine vertraute Stimme kann das Kind ablenken und es beruhigen.
Professionelle Hilfe bei Trypanophobie
Der Austausch mit einem Arzt oder Psychotherapeuten kann sehr hilfreich sein. Gemeinsam können geeignete Strategien entwickelt und der Weg zur Überwindung der Trypanophobie geebnet werden. Fachliche Unterstützung kann Betroffenen helfen, ihre Spritzenphobie Schritt für Schritt zu überwinden. Zusammen mit einer sorgfältigen medikamentösen Begleitung können psychotherapeutische Methoden, wie eine kognitive Verhaltenstherapie oder Expositionsübungen die Angst reduzieren. Auch spezialisierte Kliniken können eine Hilfe sein, indem sie ein ganzheitliches Behandlungskonzept anbieten, unter Einbeziehung des persönlichen Umfelds der Patienten.
Expositionstherapie
Bei der Expositionstherapie werden Betroffene langsam und schrittweise an die gefürchtete Situation herangeführt. Das kann vom Betrachten von Bildern oder Videos über das Berühren von Spritzen bis hin zur realen Konfrontation mit einer Injektion reichen. Ziel ist es, in kontrollierter Umgebung positive Erfahrungen zu sammeln und die Angst abzubauen.
Spritzenangst verliert an Intensität
Studien zeigen, dass die Spritzenangst bei Kindern und Jugendlichen am stärksten ausgeprägt ist. Mit zunehmenden Alter nimmt die Angst dann typischerweise ab. Durch die wiederholte Konfrontation mit Spritzen im Erwachsenenalter gewöhnen sich viele Menschen an die Situation. Diese Lebenserfahrung kann dazu beitragen, die Angst realistischer einzuordnen und die Angst lässt bei vielen nach.
Zudem rücken im fortgeschrittenen Alter oft andere gesundheitliche Themen stärken in den Vordergrund. Die Angst vor Spritzen wird dann häufig weniger relevant. Zusätzlich kann die Spritzenangst im Laufe der Lebensjahre rationaler eingeordnet und somit besser kontrolliert werden.
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