Gewalt in Kliniken und Praxen: Ein wachsendes Problem?
Statistiken und Erfahrungsberichte deuten auf eine Zunahme von Gewalt in medizinischen und Pflegeeinrichtungen hin. Häufig sind Ärzte und Ärztinnen, Pflegepersonal und andere Angestellte von physischer und verbaler Gewalt betroffen – sei es von Patienten oder deren Angehörigen.
Die Ursachen sind vielfältig: Neben Aggressionen aufgrund von übermäßigem Alkohol- und Drogenkonsum zählt die Frustration von Patienten und Angehörigen wegen langer Wartezeiten infolge einer Überlastung des Gesundheitssystems zu den häufigen Ursachen. Verbale Aggressionen sind besonders häufig, aber auch physische Übergriffe nehmen zu.
Präventive Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt gegen Ärzte und Pflegekräfte
Es gibt Maßnahmen, die dem medizinischen Fachpersonal in diesen Situationen helfen. Eine Kombination aus dem eigenen Verhalten und externen Hilfen bieten mehr Sicherheit im Arbeitsalltag im Krankenhaus.
Dabei spielt der Arbeitgeber eine wichtige und unterstützende Funktion:
Schulungen und Deeskalationstraining anbieten:
- Regelmäßige Schulungen für das Personal zum Erkennen und Entschärfen von eskalierenden Situationen.
- Techniken der verbalen Deeskalation und Konfliktmanagement.
Klare Arzt-Patienten Kommunikation:
- Transparente Kommunikation mit den Patienten und deren Angehörigen über Behandlungsabläufe und Wartezeiten.
- Informationen über Behandlungszeiten und mögliche Verzögerungen frühzeitig vermitteln.
Raumgestaltung und Sicherheitsmaßnahmen durch den Arbeitgeber:
- Gestaltung der Praxisräume mit Fluchtwegen und Sicherheitsknöpfen.
- Alarm- oder Notfallknöpfe, die das Personal diskret betätigen kann.
- Überwachungskameras in Risikobereichen.
Sicherheitsdienst beauftragen:
- In besonders gefährdeten Bereichen (z.B. Notaufnahmen) können Sicherheitspersonal oder Wachdienste eine sinnvolle Ergänzung sein.
- Gewalt gegen Ärzte und Pflegekräfte – Maßnahmen im Ernstfall <H2>
- Ist der Ernstfall eingetreten und eine Ärztin, ein Arzt oder medizinisches Fachpersonal wird verbal oder sogar körperlich angegriffen, gilt es schnell zu handeln.
Selbstverteidigungstechniken erlernen:
- Bieten Sie als Arbeitgeber spezielle Selbstverteidigungskurse für medizinisches Personal, damit ihr Personal sich im Notfall selbst und andere zu schützen.
Teamarbeit fördern:
- Fördern Sie eine starke Teamkommunikation, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen und das Team zu alarmieren.
- Frühzeitige Warnsignale ernst nehmen und im Team besprechen.
Notfallplan erstellen:
- Ein klar definierter Notfallplan für Gewaltsituationen, den jeder im Team kennt.
- Notfallnummern und direkte Kontaktmöglichkeiten für schnelle Hilfe hinterlegen.
Gewalt gegen Ärzte und medizinisches Personal: Unterstützung und Anlaufstellen
Wer Opfer eines Angriffs geworden ist, bekommt bei unterschiedlichen Anlaufstellen Hilfe und Unterstützung:
Betriebsärztliche Dienste bieten Beratung und Unterstützung bei psychischen und physischen Belastungen durch Gewalt.
Externe Beratungsstellen: Mitarbeitende können sich an spezialisierte Beratungsstellen für Gewaltprävention und Trauma wenden.
Psychologische Unterstützung: Psychologische Betreuung und Supervision, um mit den psychischen Folgen von Gewalterfahrungen umzugehen.
Gewerkschaften und Berufsverbände können Unterstützung bieten, indem sie rechtliche Beratung und Hilfe bei der Durchsetzung von Ansprüchen nach einem Gewaltvorfall zur Verfügung stellen.
Was können Krankenhäuser, Praxen und Pflegeeinrichtungen unternehmen?
Ein verantwortungsbewusster Arbeitgeber bietet Strukturen und Angebote, dass sich die Mitarbeiter wohl und sicher fühlen.
Förderung einer offenen Gesprächskultur: eine vertrauensvolle Kommunikation im Team hilft, über Belastungen und Sorgen zu sprechen.
Regelmäßige Risikoanalyse: Evaluierung der Sicherheitslage in der Praxis oder Klinik und Anpassung der Maßnahmen an neue Entwicklungen.
Förderung von Resilienz: Unterstützung des Teams bei der Bewältigung von Stress und Förderung der psychischen Widerstandskraft (z.B. durch Achtsamkeitstrainings oder Teambuilding-Maßnahmen).
Fazit
Gewalt in Kliniken und Arztpraxen ist ein ernstes Problem, das steigende Aufmerksamkeit erfordert. Präventive Maßnahmen wie Deeskalationstraining, klare Kommunikation und Notfallpläne sind entscheidend, um ihr Personal zu schützen. Zugleich sollten medizinische Fachkräfte wissen, wo sie im Ernstfall Unterstützung bekommen können – sowohl für ihre physische Sicherheit als auch für ihre psychische Gesundheit. Ein starkes Team, gut geschult und vorbereitet, kann viele gefährliche Situationen entschärfen und gemeinsam stärker auftreten.
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