Ob bei einem geliebten Menschen oder im Patientenumfeld – Suchterkrankungen sind häufig einfach zu übersehen. Dabei ist es so wichtig, Warnzeichen rechtzeitig zu erkennen und professionelle Hilfe einzuleiten. Erfahren Sie worauf Sie bei Angehörigen und Patienten achten müssen. Welche körperlichen Symptome, Verhaltensweisen und Stimmungsschwankungen deuten auf eine Suchtproblematik hin? Mit den richtigen Handlungsstrategien können Sie Suchterkrankungen in ihrem Umfeld frühzeitig erkennen und Betroffenen den Weg in die Genesung ebnen.
Wie erkenne ich eine Sucht?
- Verhaltensänderungen: Betroffene ziehen sich oft sozial zurück, wirken gereizt oder haben Stimmungsschwankungen. Verlässliche Menschen erscheinen plötzlich unpünktlich oder unzuverlässig.
- Vernachlässigung von Pflichten: Der Alltag wird zunehmend vernachlässigt – sei es im Berufsleben, in der Familie oder bei der Pflege des eigenen Körpers.
- Geheimniskrämerei: Drogen- oder Alkoholkonsum wird häufig versteckt. Dies äußert sich durch Heimlichtuerei, Lügen oder ungewöhnliche Ausreden.
- Körperliche Anzeichen: Auffällige Anzeichen wie gerötete Augen, Zittern, Gewichtsverlust, häufiges Schwitzen oder verlangsamte Reaktionen können auf eine Sucht hinweisen.
- Finanzielle Probleme: Häufig führen Suchtmittel zu erhöhten Ausgaben, wodurch Betroffene finanzielle Schwierigkeiten bekommen können.
Ab wann gilt eine Person als alkoholsüchtig?
- Kontrollverlust: Die betroffene Person kann den Konsum nicht mehr steuern, trinkt mehr und häufiger als geplant oder hat Probleme, den Konsum zu reduzieren.
- Toleranzentwicklung: Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, werden immer größere Mengen Alkohol konsumiert.
- Entzugserscheinungen: Körperliche Symptome wie Zittern, Schwitzen oder Unruhe treten auf, wenn der Alkohol fehlt.
- Vernachlässigung anderer Aktivitäten: Hobbys, Arbeit und soziale Kontakte werden vernachlässigt zugunsten des Alkoholkonsums.
- Anhaltender Konsum trotz negativer Folgen: Trotz gesundheitlicher oder sozialer Konsequenzen wird der Konsum fortgesetzt.
- Wenn mindestens drei dieser Kriterien innerhalb eines Jahres erfüllt sind, spricht man von Alkoholabhängigkeit.
Was tun, wenn ich als Arzt eine Sucht erkenne?
Sensible Ansprache
Wenn Sie als Arzt der Meinung sind, ein Patient oder Angehöriger ist erkrankt, führen Sie ein offenes Gespräch. Sprechen Sie das Thema mit Feingefühl an und schildern die beobachteten Veränderungen. Vermeiden Sie Vorwürfe, sondern zeigen Sie sich verständnisvoll.
Als Mediziner können Sie Fakten nutzen, um dem Patienten die gesundheitlichen Risiken der Sucht zu erklären und die Notwendigkeit einer Therapie zu verdeutlich. Dabei ist es wichtig, dem Patienten Raum zu lassen, dass Dieser sich äußern kann. Bieten Sie in einer vertrauensvollen Umgebung Hilfe an, ohne zu drängen.
Weiterführende Schritte
- Suchtberatungen empfehlen: Verweisen Sie auf spezialisierte Beratungsstellen und Therapieangebote hin, an die sich der Betroffene – auch anonym – wenden kann.
- Therapie einleiten: Falls notwendig, können Sie medizinische und therapeutische Maßnahmen einleiten, etwa in Form einer ambulanten oder stationären Entzugsbehandlung.
- Dokumentation: Halten Sie alle Gespräche und Auffälligkeiten genau fest, um den Verlauf zu dokumentieren und ggf. Unterstützung bei der Behandlung zu sichern.
Was tun, wenn der Patient die Sucht verneint oder bagatellisiert?
Verständnis zeigen, aber hartnäckig bleiben
- Abwehrreaktionen sind normal: Viele Betroffene erkennen das Ausmaß ihres Problems nicht oder wollen es nicht wahrhaben. Bleiben Sie geduldig, aber lassen Sie sich nicht entmutigen.
- Keine Konfrontation: Vermeiden Sie Vorwürfe und Druck. Argumentieren Sie mit Fakten und langfristigen gesundheitlichen Risiken.
- Stetige Thematisierung: Auch wenn der Patient das Problem abwehrt, sollten Sie das Thema in regelmäßigen Gesprächen wieder aufgreifen.
Motivierende Gesprächsführung
- Eigenverantwortung stärken: Zeigen Sie dem Patienten, dass die Entscheidung für eine Veränderung bei ihm liegt. Ermutigen Sie kleine Schritte in Richtung Veränderung.
- Positive Auswirkungen betonen: Konzentrieren Sie sich auf die Vorteile einer Veränderung, z. B. bessere Gesundheit, mehr Energie, bessere soziale Beziehungen.
Unterstützung durch Angehörige
Familienmitglieder einbeziehen:
Wenn möglich, versuchen Sie, das soziale Umfeld in die Gespräche einzubeziehen. Angehörige können einen wichtigen Beitrag leisten, um Betroffene zu motivieren, sich Hilfe zu suchen.
Fazit
Sucht ist ein ernstes Thema, das nicht nur den Betroffenen, sondern auch das Umfeld belastet. Als Angehöriger oder Arzt ist es wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und sensibel darauf zu reagieren. Eine offene, verständnisvolle Kommunikation sowie der Hinweis auf professionelle Hilfe sind entscheidende Schritte, um Betroffene auf den Weg der Genesung zu begleiten. Auch wenn der Patient die Sucht zunächst abstreitet, ist es wichtig, das Thema beharrlich und mit Mitgefühl immer wieder anzusprechen.
Tipp:
Nutzen Sie die zahlreichen Angebote der Suchtprävention und -beratung – frühes Handeln kann Leben retten!
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