Noch vor einer Stunde strahlt das Baby im Kinderbettchen und strampelt mit seinen kleinen Füßen. Nach dem Mittagsschlaf oder am nächsten Morgen liegt es regungslos in der Krippe. Der plötzliche Kindstod ist wohl mit die schlimmste Horrorvorstellung für werdende oder frisch gebackene Eltern.

2022 starben in Deutschland 91 Kleinkinder am plötzlichen Kindstod. Unter plötzlichem Kindstod versteht man den unvorhersehbaren Tod eines Säuglings im Schlaf, ohne dass, trotz Obduktion, eine spezifische Todesursache nachgewiesen werden kann. Die Bezeichnung plötzlicher Kindstod, plötzlicher Säuglingstod oder Sudden Infant Death Syndrom (SIDS) werden synonym verwendet.

Wann kommt es zum plötzlichen Kindstod?

Der plötzliche Säuglingstod tritt am häufigsten bei Kleinkindern zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat auf. Jungen sind häufiger vom Sudden Infant Death Syndrom (SIDS) betroffen als Mädchen.

Beim plötzlichen Kindstod verstirbt das Kind leise und ohne jegliche Begleiterscheinungen im Schlaf. Dieser Umstand ist ein Abgrenzungsmerkmal zum sog. „Anscheinend lebensbedrohlichen Ereignis (ALE)”. Dieses Krankheitsbild tritt ebenso unvermittelt und plötzlich auf – allerdings kann es auch im Wachzustand des Säuglings zum ALE kommen.

Das anscheinend lebensbedrohliche Ereignis kündigt sich manchmal durch bläulich gefärbte Haut an oder wird von Erstickungsgeräuschen durch das Kind begleitet. Wird der Zustand rechtzeitig bemerkt und richtig gedeutet, sind rechtzeitige Erste Hilfe Maßnahmen und Wiederbelebungsversuche möglich.

Sudden Infant Death Syndrom (SIDS) – Plötzlicher Kindstod Ursachen

Die genauen Ursachen für den plötzlichen Säuglingstod sind auch heute noch unbekannt. Allerdings wurden auf Grundlage von Untersuchungen und statistischer Auswertungen diverse Vermutungen angestellt.

Bei Kleinkindern, die aus verschiedenen Verdachtsgründen kurz vor ihrem Tod medizinisch überwacht wurden, konnte vor dem Ableben eine sinkende Herzfrequenz und weniger Atemzüge pro Minute festgestellt werden. Durch den verlangsamten Herzschlag und die geringere Luftzufuhr, werden die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Vermutung, dass die Kinder mit SIDS im Schlaf an einer Verlegung der Atemwege und darauffolgendem Sauerstoffmangel versterben, wird dadurch bestärkt.

Eine weitere Vermutung betrifft eine Schwäche in der körpereigenen Temperaturregulierung im Schlafzustand. In Zusammenspiel mit einer zu warmen Umgebung oder Umhüllung, kommt es zu einer Überwärmung des Körpers im Schlaf.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse über möglichen Sauerstoffmangel oder Überwärmung des Körpers wurden unter anderem Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod ausgemacht:

  • Schlafen in Bauchlage
  • Zu weiche Matratze
  • Allgemein Schlafen im Bett der Eltern
  • Nikotinexposition – egal ob als ungeborenes während der Schwangerschaft oder passiv im Haushalt
  • Infektion der Atemwege
  • Entwicklungsverzögerungen – etwa infolge einer Frühgeburt (v.a. vor der 33. Schwangerschaftswoche)

Oftmals ist es auch ein Zusammenspiel aus mehreren dieser genetischen oder exogenen Faktoren, die zu einem plötzlichen Kindstod führen können.

Plötzlicher Kindstod: Maßnahmen zur Vorbeugung von SIDS

Um eine Verlegung der Atemwege bzw. die Erstickungsgefahr im Schlaf zu reduzieren, empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  • Schlafen in Rückenlage: Das liegen in Bauchlage ist für die Entwicklung des Kindes zwar ebenfalls wichtig, allerdings nur unter Beaufsichtigung und im Wachzustand.
  • Ausstattung im Babybett: Kuscheltiere, Polsterwände und Babyfelle (allg. Lose Gegenstände) sollten im Babybett vermieden werden.
  • Nikotinexposition: Während der Schwangerschaft sollte die werdende Mutter auf das Rauchen verzichten und auch die passive Aufnahme von Rauch vermeiden. Nach der Geburt sollte das Kleinkind ebenfalls von jeglicher Nikotin- oder Rauchexposition ferngehalten werden.
  • Erkältung: Bei einer Infektion der Atemwege die Entwicklung genau beobachten und ärztlichen Rat einholen. Wichtig ist es, die Atemwege freizuhalten.
  • Stillen: Natürliches Stillen stärkt die Abwehrkräfte und unterstützt das Baby bei der natürlichen Entwicklung.

Um eine Überwärmung des Kleinkindes zu vermeiden, empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  • Ausstattung im Babybett: Kleinkinder sollten zwar zur besseren Beaufsichtigung im Schlafzimmer der Eltern sein, allerdings in einem eigenen Bett liegen. Die Matratze sollte nicht zu weich und luftdurchlässig sein. Außerdem empfiehlt es sich weniger Bettzeug und Decken zu verwenden und das Kleinkind stattdessen in einem Babyschlafsack zu lassen.
  • Raumtemperatur: Die beste Raumtemperatur für Babys zum Schlafen beträgt zwischen 16 und 18 Grad. Das Bett sollte zudem nicht direkt neben der Heizung stehen.
  • Schlafkleidung: Auf eine Mütze zum Schlafen und auf eine zu feste Einwicklung in das Bettzeug sollte verzichtet werden.

Sollte bereits ein Geschwisterkind an plötzlichem Kindstod verstorben sein oder sollte es bereits zu einem anscheinend lebensbedrohlichen Ereignis (ALE) gekommen sein, ist eine gründliche Untersuchung des Neugeborenen und regelmäßige Kontrollen durch den Kinderarzt notwendig. Dadurch können etwa Atemstörungen entdeckt und behandelt werden.

Mögliche Anzeichen vor einem plötzlichen Kindstod

Wie bereits beschrieben, tritt der plötzliche Kindstod unvermittelt ein und ist weder vor oder nach dem Tod eindeutig als SIDS zu erkennen. Allerdings können Eltern auf bestimmte Anzeichen achten. Eine Beobachtung der folgenden Merkmale muss nicht zwangsläufig zum plötzlichen Säuglingstod führen, allerdings empfiehlt sich der Gang zum Kinderarzt, um das Risiko abzuklären.

  • Das Kind wird beim Schlafen blass oder bekommt blaue Lippen.
  • Während des Schlafens ist das Kind erhitzt oder schwitzt.
  • Der Säugling ist schwer aufzuwecken.
  • Während des Schlafens kommt es immer wieder zu Atempausen.
  • Das Kinn bleibt im Wachstum zurück.
  • Erkältungssymptome oder Fieber halten länger als drei Tage an. Während des Essens verschluckt sich der Säugling auffällig oft oder muss sich des Öfteren
  • erbrechen.

Sobald in Notfallsituationen ein Herz- oder Atemstillstand beim Kleinkind festgestellt wird, müssen wiederbelebende Maßnahmen wie die Herz-Lungen-Widerbelebung bei Säuglingen sowie die Notbeatmung eingeleitet werden.

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