Was genau ist Gynäkologie und Geburtshilfe und was zeichnet einen Gynäkologen aus?

Die Gynäkologie gehört zu den Fachgebieten innerhalb der Medizin, die in ein vielfältiges Spektrum an Schwerpunkten unterteilt wird. Zu nennen sind hier vor allem die Bereiche der Geburtshilfe sowie die Behandlung und Prävention geschlechtsspezifischer Erkrankungen. Ein Gynäkologe behandelt vorwiegend Frauen. Er wird daher auch häufig als Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe oder einfach als Frauenarzt bezeichnet. Nachfolgend erläutern wir das Berufsbild eines Gynäkologen und geben einen tieferen Einblick in seine Tätigkeitsbereiche.

Der Begriff Gynäkologie stellt sich aus den altgriechischen Begriffen „Gyné“ (Frau) und „Logie“ (Wissenschaft oder Lehre) zusammen. Somit beschreibt der Begriff also die Lehre oder Wissenschaft der Frau.

Das Fachgebiet der Frauenheilkunde spaltete sich erst zur Mitte des 19. Jahrhunderts innerhalb der Medizin ab. Davor waren Allgemeinmediziner für das gesundheitliche Wohl von Frauen zuständig, da die Notwendigkeit zur gesonderten Behandlung von weiblichen Unpässlichkeiten oder ihrer spezifischen Erkrankungen nicht erwogen wurde. Dass eine genauere Beleuchtung der Frauengesundheit empfehlenswert ist, zeigte sich jedoch ziemlich rasch an der Zahl der auftretenden Totgeburten, die sich mit der steigenden Anzahl von Gynäkologen deutlich reduzierten.

Doch nicht nur schwangere Frauen besuchen einen Gynäkologen regelmäßig. Er ist gleichwohl für die Diagnostik unterschiedlicher, weiblicher Erkrankungen und zur Prävention zur Entstehung dieser zuständig. Er übernimmt ferner eine beratende Tätigkeit. Diese umfasst nicht nur die Anleitung zur Selbstuntersuchung der Brust, um etwaige Veränderungen möglichst rasch zu erkennen. Ein Gynäkologe berät auch bei Zyklusproblemen, ist bei Fragen zur Sexualität der richtige Ansprechpartner und bietet Hilfe, wenn es um Themen wie Verhütung, Wechseljahre, Kinderwunsch oder eben eine Schwangerschaft geht.

Daneben gibt es jedoch noch ein paar schwerwiegende Themen, die zu seinem Fachbereich gehören: die Erkennung von verändertem Zellgewebe. Der Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe übernimmt dabei die Untersuchung von tumorösen Erkrankungen im Bereich der Brust, des Gebärmutterhalses, der Eierstöcke sowie der Gebärmutter und leitet weitere Maßnahmen ein, sofern diese erforderlich sind.

Neben der Theorie sind auch praktische Arbeiten Teil des Berufsbildes. Zu nennen sind hier vor allem Vorsorgeuntersuchungen und kleinere operative Eingriffe. Je nachdem, in welcher Einrichtung der Facharzt seine Arbeit ausführt, zählen auch größere chirurgische Eingriffe dazu. Der für die Diagnostik erforderliche Umgang mit diversen Spezialgeräten, zu denen neben Endoskop und Sonograf auch verschiedene Laboreinrichtungen gehören, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.

Augenscheinlich arbeiten Gynäkologen alleine, da ihr Fachgebiet bereits zahlreiche Aufgaben umfasst. Doch ist es auch in der Gynäkologie häufig so, wie in anderen medizinischen Fachbereichen, wo viele Erkrankungen nah beieinander liegen. So ist es nicht unüblich, dass mancher Gynäkologe auf die Fähigkeiten von anderen Spezialisten zurückgreift. Seien es Fachärzte aus der Inneren Medizin, Endokrinologen, Hebammen oder sogar Kinderärzte. Sie alle sind für die Beurteilung und Behandlung von Krankheiten im Rahmen der Frauengesundheit wichtig.

Übrigens: Selbst, wenn Frauenärzte hauptsächlich Frauen behandeln und Diagnosen wie Menstruationsbeschwerden, prämenstruelles Syndrom oder Harnwegsinfekte zu ihrem Alltag gehören, gibt es eine Ausnahme. In Bezug auf Brustkrebs gehören in seltenen Fällen auch Männer zu ihren Patienten, da auf diesem Gebiet der Gynäkologe die höchste Fachkompetenz besitzt.

Erforderliches Studium & Weiterbildung zum Facharzt für Gynäkologie

Die Berechtigung zur Ausbildung als Facharzt ist erst dann möglich, nachdem bereits ein Medizinstudium absolviert und die Approbationsprüfung erfolgreich abgeschlossen wurde. Das Medizinstudium alleine umfasst 12 Semester, danach kann der angehende Gynäkologe ein weiteres Studium ablegen, welches weitere 60 Monate umfasst und in drei genau definierte Zeitabschnitte unterteilt wird.

Mit dazu gehört eine Schwerpunktweiterbildung, die zwölf Monate umfasst, sowie eine 24 Monate andauernde Tätigkeit innerhalb einer ambulanten Versorgung. Weitere sechs Monate kann der Student in einem fremden Fachgebiet absolvieren. Vollständig ist das Studium zum Gynäkologen jedoch nur, wenn zusätzlich eine Weiterbildung im Bereich der psychosomatischen Grundversorgung unternommen wurde.

Während seines Studiums lernt der angehende Arzt für Frauenheilkunde die unterschiedlichsten Erkrankungen des weiblichen Körpers kennen, erfährt mehr über die Gesundheitsberatung und wird in das Gebiet der geschlechtsbezogenen Erkennung von Tumorerkrankungen, sowie deren Therapie eingeführt.

Das Studium gibt ihm gleichzeitig Gelegenheit, die unterschiedlichsten Untersuchungs- und Behandlungsverfahren kennenzulernen, den fachgerechten Umgang mit den genutzten Spezialgeräten und den ausgegebenen Medien korrekt zu deuten.

Daneben gehört auch ein praktischer Teil zum Studium. Der angehende Frauenarzt erlernt, wie er bei Geburten helfend zur Seite steht, wann weitere Maßnahmen erforderlich sind und was bei der Erstversorgung eines Neugeborenen wichtig ist. Außerdem sind verschiedene operative Eingriffe seines Tätigkeitsfeldes zu erlernen. Hysterektomie, Koloskopien und Abrasion sollten nach einem erfolgreich absolvierten Studium sowohl in Theorie und Praxis keine Fremdworte für ihn sein.

Schwerpunkte des Gynäkologie-Studiums

Zwar bietet das Gynäkologie-Studium bereits zahlreiche Fachbereiche, mit denen sich der angehende Facharzt beschäftigen kann, doch gibt es im Grunde drei verschiedene Schwerpunkte, auf die sich Studenten bereits während ihrer Studienzeit spezialisieren sollten.

Dazu gehören die Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, die Gynäkologische Onkologie und als Drittes der Fachbereich der speziellen Geburtshilfe und Perinatal-Medizin. Sie alle stellen entscheidende Eckpfeiler der allgemeinen Gynäkologie dar und sind für die spätere Tätigkeit des Studenten wichtig.

Wurde schließlich die von der Landesärztekammer abschließende Prüfung erfolgreich bestanden, können die ehemaligen Studenten weitere Kurse belegen, um ihr medizinisches Wissen auf den neuesten wissenschaftlichen Stand zu bringen. Hierfür bieten verschiedene Fachgesellschaften entsprechende Kurse an, die ebenso für die weitere Fortbildung genutzt werden können.

Arbeitsmarkt – Wo werden Fachärzte der Gynäkologie eingesetzt?

Da die Gynäkologie zu den medizinischen Fachbereichen gehört, in der nicht nur die Theorie, sondern insbesondere die Praxis eine Rolle spielt, haben Fachärzte den Zugriff auf zahlreiche Stellenangebote auf dem Arbeitsmarkt. Ein Großteil der Stellenausschreibungen umfassen vor allem Anstellungen in Krankenhäusern. Neben gynäkologischen Abteilungen in allgemeinen Kliniken erhalten Gynäkologen zusätzlich die Gelegenheit, Stellen innerhalb von Frauenkliniken oder Brustzentren anzunehmen. Diese sind auf die jeweiligen Erkrankungen spezialisiert und stellen dem Gynäkologen somit ein abwechslungsreiches Arbeitsgebiet zur Verfügung.

Alternativ steht jedem promovierten Gynäkologen die Möglichkeit offen, seine eigene Praxis zu eröffnen oder gemeinsam mit einem anderen Spezialisten eine Gemeinschaftspraxis zu eröffnen. Hier schafft der Gynäkologe seinen eigenen Patientenstamm und kann klar geregelten Arbeitszeiten nachgehen – ein Vorteil, der im Klinikum leider oft nicht besteht. Zudem besitzen Fachärzte mit eigener Praxis die Möglichkeit, ihr gewähltes Schwerpunktfach im Studium gesondert auszuüben.

Die Eröffnung einer Praxis ist vor allem jenen zu empfehlen, die den direkten Umgang mit dem Patienten schätzen und ein Vertrauensverhältnis zu ihnen aufbauen möchten. Dagegen bietet die klinische Tätigkeit meist unterschiedliche Arbeitsgebiete, der direkte Patientenkontakt ist dagegen nur zeitweise vorhanden.

Zudem steht es jedem Gynäkologen frei, seine Fähigkeiten im Rahmen der Forschung einzusetzen. Alternativ werden auch immer wieder Tätigkeiten an Hochschulen und Universitätskliniken angeboten, wo gelernte Fachärzte für Frauenheilkunde ihr Wissen an Studierende weitergeben können.

Gehaltserwartungen für Gynäkologen

Was das Gehalt eines Gynäkologen angeht, hängt dessen Höhe von unterschiedlichen Faktoren ab. Entscheidend ist hierbei zum Beispiel, ob der Facharzt seine eigene Praxis besitzt oder in einem Angestelltenverhältnis mit einem Arbeitgeber steht.

Welche Faktoren beeinflussen das Gehalt eines Facharztes für Gynäkologie?

Es erfordert ein besonders hohes Engagement seitens des Facharztes, doch innerhalb von Kliniken lässt sich anhand eines Angestelltenverhältnisses oftmals mehr Geld verdienen als in einer niedergelassenen Praxis. Der Grund für diesen Unterschied liegt in der in Kliniken oftmals vorherrschenden Schichtarbeit. Dabei ist entscheidend, welche Position der jeweilige Facharzt ausübt und an welcher Stelle der Hierarchie er steht.

Gynäkologen mit entsprechender Spezialisierung sind somit in der Lage, mehr zu verdienen als reguläre Kollegen und gehören zu den Spitzenverdienern innerhalb der Ärzteschaft.

Als weiterer Faktor ist die jeweilige Region zu nennen, in welcher der Gynäkologe seinen Beruf ausübt. So hängt die Höhe des Gehalts vom jeweiligen Bundesland ab und ob man seine Praxis oder das Anstellungsverhältnis in einer Großstadt oder auf ländlicher Ebene ausübt.

Zu bedenken ist bei niedergelassenen Ärzten, dass ihr Verdienst nicht klar eingeschätzt werden kann. Immerhin müssen sie Ausgaben wie Kranken- und Sozialversicherungen, Gehälter und andere Arten von Absicherungen von ihren Einkünften abziehen. Dazu kommt die Größe des Patientenstamms, die mit steigendem Umfang einen höheren Verdienst verspricht.

Die tägliche Arbeit als Gynäkologe

Die Arbeit eines Gynäkologen kann, abhängig von seinem Arbeitsverhältnis, sehr vielfältig aussehen. So schätzen niedergelassene Fachärzte mit eigener Praxis vor allem den direkten Patientenkontakt und das entstehende Vertrauensverhältnis zwischen beiden Parteien. Innerhalb von Kliniken übernehmen Gynäkologen hingegen häufig chirurgische Eingriffe und sind vor allem im Rahmen einer anstehenden Geburt sowie für ihren reibungslosen Ablauf zuständig. Ganz unabhängig von ihrem Beschäftigungsverhältnis verfolgen Gynäkologen jedoch alle dasselbe Ziel: die Erkennung und akkurate Behandlung geschlechtsspezifischer Angelegenheiten.

Was ihre Arbeitszeiten angeht, sind diese sehr unterschiedlich. So arbeiten Frauenärzte in Kliniken oftmals im Schicht- oder Wechseldienst. Diese bleiben bei niedergelassenen Ärzten mit eigener Praxis meistens aus. Ähnlich sieht es auch in Forschungseinrichtungen aus. Geregelte Arbeitszeiten gibt es auch für Fachärzte, die an Universitätskliniken lehren. Hierbei richtet sich alles nach den jeweiligen Vorlesungen im Rahmen des Frontalunterrichts.

Mit der Arbeit eines Gynäkologen geht stets ein hohes Maß an Verantwortung einher. Denn während einerseits erfreuliche Angelegenheiten, wie die Schwangerschaftsbegleitung und die anschließende Geburt, eine wichtige Rolle auf seinem Arbeitsgebiet spielen, ist er gleichzeitig auch bei unangenehmen Themen der richtige Ansprechpartner. Frauenärzte müssen sich mit zahlreichen Krankheiten auskennen. Neben einfach zu behandelnden Erkrankungen wie einer bakteriellen Infektion oder einer Harnwegs- und Blasenentzündung stehen hier auch schwerer zu kurierende Krankheiten auf der Liste, wie zum Beispiel die noch immer nicht hinreichend erforschte Endometriose oder ein prämenstruelles Syndrom.

Selbst im schlimmsten Fall, einer tumorösen Erkrankung der Gebärmutter oder der Brust, stehen Gynäkologen beratend an der Seite ihrer Patienten. Gleichwohl sind sie, sofern sie in einer Klinik angestellt sind, für den jeweiligen chirurgischen Eingriff zuständig, sowie eine angemessene Nachbehandlung.

Umso wichtiger ist auch seine Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten, die entsprechend den vorliegenden Erkrankungen eine angemessene Behandlung ermöglichen. Besonders in Kliniken greifen Gynäkologen gerne auf diese Kooperationen zurück, doch auch immer mehr niedergelassene Ärzte arbeiten eng mit anderen Praxen diverser Fachbereiche zusammen.

Neben regulären Medikamenten sollten Frauenärzte die Wirkstoffe spezieller Arzneimittel sowie deren Effekte genau kennen. Dies spielt nicht nur bei der Behandlung diverser geschlechtsspezifischer Erkrankungen eine Rolle, sondern auch im Bereich der hormonellen Verhütung, da es bei vielen der Präparate gravierende Unterschiede gibt. Neben dem gewünschten Effekt können diese nämlich auch einen großen Einfluss auf die Lebensqualität der Patientinnen nehmen.

In vielen Fällen ist ein hohes Einfühlungsvermögen seitens des Arztes erforderlich, weswegen jeder angehende Gynäkologe entscheiden muss, wie viel Patientenkontakt ihm wichtig ist. Eine hohe Belastbarkeit als auch eine empathische Kommunikationsstärke gehören bei jedem patientenorientierten Gynäkologen zu den Grundvoraussetzungen.

Fazit

Ein Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe übernimmt zahlreiche Aufgaben und sein Beruf erlaubt ihm, in unterschiedlichen Einrichtungen zu arbeiten. Stellenangebote gibt es sowohl in Allgemein- als auch Fachkliniken. Bei Bedarf kann er sich jedoch auch selbstständig machen und in einer niedergelassenen Praxis seine Fähigkeiten einsetzen. Das Berufsbild des Gynäkologen ist vielfältig und sehr gefragt, die Ausbildung ist jedoch nicht einfach und umfasst neben einem erfolgreich absolvierten Medizinstudium immer wiederkehrende Weiterbildungen. Seine Tätigkeitsfelder sind breit gefächert und für die Gesellschaft alleine aufgrund der Schwangerschaftsbegleitung und Geburtshilfe immens wichtig.

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