Wodurch zeichnet sich die Neurologie aus und was macht ein Neurologe?

Die Neurologie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit sämtlichen Erkrankungen rund um das menschliche Nervensystem sowie der Muskulatur beschäftigt. Der hierfür zuständige Facharzt wird auch als Neurologe bezeichnet, umgangssprachlich wird er Nervenarzt genannt. Seine Tätigkeit als Spezialist ist umfassend und soll nachfolgend erläutert werden.

Zunächst einmal zur Begriffserklärung. Der Begriff Neurologie lässt sich in die Teilbegriffe „Neuro“ und „Logie“ unterteilen. Ersteres stammt vom altgriechischen „Neuron“ ab, was so viel wie „Nerv“ bedeutet. „Logie“ hingegen wird mit „Lehre“ übersetzt. Zusammengeschlossen ergibt die Neurologie also die Lehre des Nervensystems.

Das wichtigste Arbeitsgebiet als Facharzt für Neurologie sind die Diagnose und die akkurate Behandlung von Erkrankungen, die rund um das Nervensystem existieren. Entstanden ist das Berufsbild des Neurologen im 19. Jahrhundert und zweigte sich vom Fachgebiet der inneren Medizin ab. Als Hauptfachgebiete sind sowohl das zentrale Nervensystem (ZNS) sowie das periphere Nervensystem (PNS) zu nennen. Eingeschlossen werden hierbei sämtliche Vorgänge des Organismus, die im Gehirn, Rückenmark sowie in den Nervenwurzeln und Nervengeflechten stattfinden. Daneben verfügt der Facharzt über das nötige Wissen rund um das Immun- und Hormonsystem, die beide eng mit dem Nervensystem verbunden sind.

Zu den typischen Krankheiten in diesem Bereich zählen zum Beispiel Multiple Sklerose, Epilepsie, Schlaganfälle, Parkinson, Migräne und weitere Störungen des Nervensystems. Gleichwohl werden Begleiterscheinungen wie Schlaf- und Sprachstörungen und Seh- und Gleichgewichtsstörungen näher von ihm untersucht, da sie häufig mit der Beeinträchtigung des Nervensystems zusammenhängen.

Neben der Diagnose und einer angemessenen Behandlung sind Fachärzte für Neurologie auch zuständig für die Beratung ihrer Patienten. Sofern Risikofaktoren für bestimmte Erkrankungen vorhanden sind, klären sie ihre Patienten darüber auf, helfen bei der möglichst frühen Erkennung dieser und sind für die Nachbehandlung zuständig.

Keinesfalls sollte Ihre Tätigkeit mit der eines Psychologen verwechselt werden. Psychologen kümmern sich in der Regel um Erkrankungen psychischer Natur, während innerhalb der Neurologie die meisten Krankheiten körperlicher Natur sind. Trotzdem kommt es immer wieder zu einer engen Zusammenarbeit zwischen Psychologen und Neurologen, da beide Fachbereiche gewisse Parallelen aufweisen und oftmals stark zusammenhängen.[/vc_column_text]

Erforderliches Studium & Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie

Wer sich zum Facharzt der Neurologie ausbilden lässt, hat bereits ein Medizinstudium bewältigt, das zwölf Semester umfasst. Denn erst, wenn er die sogenannte Approbationsprüfung mit Erfolg abgelegt hat, besteht die Voraussetzung zur Weiterbildung als Facharzt für Neurologie. Die Ausbildung zum Neurologen nimmt eine Zeit von insgesamt fünf Jahren (insgesamt 60 Monaten) im Rahmen einer Vollzeit-Ausbildung in Anspruch. Zwar variiert die Weiterbildungsordnung je nach Bundesland, doch gestaltet sich der Ablauf grundsätzlich ähnlich.

So gliedert sich die Ausbildungszeit in mehrere Teilabschnitte auf. Hierbei lernt der angehende Facharzt nicht nur die Versorgung stationär untergebrachter Patienten kennen, sondern kommt auch mit intensivmedizinischer Versorgung in Berührung. Diese Teilabschnitte nehmen 24 Monate beziehungsweise zwei Jahre ein. Gleichwohl erhält er einen Einblick in die Fachgebiete der Psychologie und Psychiatrie, wo er allein zwölf Monate seiner Ausbildungszeit verbringt.

Für einen angehenden Neurologen beginnt der Berufsweg als Assistenzarzt in einer Klinik, die über eine Weiterbildungsermächtigung verfügt. Auf diese Weise gelangt er nach dem Rotationsprinzip in sämtliche Fachbereiche und erhält einen tieferen Einblick zu all seinen späteren Aufgaben als Facharzt für Neurologie.

In vielen Fällen steigen sie unmittelbar nach der Ausbildung als Facharzt für Neurologie in den erlernten Beruf ein und behandeln die unterschiedlichsten Krankheitsbilder. Eine weitere Spezialisierung findet nur selten statt.

Spezialfeld: Stroke Unit

Ein Spezialfeld gibt es aber dennoch, dem sich unter anderem Neurologen widmen: die sogenannte Stroke Unit, übersetzbar als „Schlaganfalleinheit“. Diese beschreibt einen eigenständigen Bereich, der in Krankenhäusern vertreten ist. Er schließt sich zunächst aus einem Experten-Team von Neurologen, Internisten und Radiologen zusammen, später übernehmen je nach Bedarf auch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden eine Tätigkeit.

Im Fokus der Stroke Unit steht die möglichst schnelle Erkennung und Behandlung von Schlaganfällen sowie deren Folgen. Neben der Diagnostik übernimmt die Einheit die jeweilige Behandlung und sorgt für eine individuell angepasste Rehabilitation des Patienten.

Arbeitsmarkt – wo arbeiten Fachärzte für Neurologie?

Die Neurologie ist eines der medizinischen Gebiete, das sehr hohes Wachstumspotenzial besitzt. Das Fachgebiet ist immer gefragter, da sich die Menschheit im Laufe der Jahre dahin gehend verändert hat, dass neurologische Erkrankungen eine immer häufigere Rolle spielen. Mit dazu gehört, dass die Menschen heutzutage älter werden. Die damit einhergehenden Erkrankungen, zu denen Parkinson, Schlaganfälle und Demenz gezählt werden, treten demzufolge häufiger auf und fallen somit in das Zuständigkeitsgebiet des Neurologen.

Neurologen haben zudem unterschiedliche Möglichkeiten, um ihre Tätigkeit auszuüben. Neben der Festanstellung innerhalb von Kliniken bietet sich die Eröffnung einer eigenen Fachpraxis an. Hier arbeitet der Neurologe selbstständig und besitzt seinen eigenen Patientenstamm. Viele Fachärzte für Neurologie schließen sich außerdem in einer Gemeinschaftspraxis mit einem Psychologen zusammen, sodass neurologische und psychische Behandlung Hand in Hand gehen.

Wahlweise ist eine Anstellung innerhalb von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) möglich. Ein immer häufiger auftretendes Modell ist zudem die sogenannte Jobsharing-Praxis. Hierbei kooperiert ein niedergelassener Arzt mit dem Neurologen, die Arbeitszeit wird auf beide aufgeteilt.

Der Bedarf an Neurologen und entsprechenden Praxen steigt. Allerdings ist deren Eröffnung ausschließlich dann möglich, wenn die Zulassung durch die Kassenärztliche Vereinigung vorliegt. Denn nur dann ist der Neurologe dazu berechtigt, seine Gebühren über die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abzurechnen.

Allerdings bietet der Arbeitsmarkt noch eine weitere Möglichkeit: die Forschung. Im Zentrum dieser stehen häufig Pharma- und Industrieunternehmen sowie Universitäten. Der Kontakt zu Patienten ist in diesem Bereich geringer, im Gegensatz dazu steht die Erforschung neurologischer Krankheiten im Mittelpunkt. Auf diesem Gebiet gibt es ebenfalls einen hohen Bedarf an Fachkräften.

Gehaltserwartungen für Neurologen

Das Gehalt als Facharzt für Neurologie kann sehr unterschiedlich ausfallen und hängt vom Arbeitgeber sowie den jeweiligen Tarifverträgen der Träger ab. Eine zusätzliche Rolle spielt außerdem, ob ein Angestelltenverhältnis besteht oder der Neurologe seine eigene Praxis besitzt.

Was beeinflusst das Gehalt eines Facharztes für Neurologie?

Viele unterschiedliche Faktoren bestimmen, wie viel ein Facharzt für Neurologie verdient. Ein Faktor ist der Ausübungsort der Tätigkeit. So ist es in größeren Städten typisch, dass hier der Verdienst als Facharzt für Neurologie meist aufgrund der Lebenshaltungskosten höher ausfällt als in ländlichen Gegenden.

Es ist außerdem von Bedeutung, ob der Facharzt in einem Krankenhaus angestellt ist oder eine eigene Praxis unterhält. Kliniken richten sich grundsätzlich nach festgesetzten Tarifverträgen. Dabei ist häufig ausschlaggebend, welchen Platz in der Hierarchie der Neurologe einnimmt. So ist es klar, dass Oberärzte und Chefärzte in der Regel überdurchschnittlicher bezahlt werden als Assistenzärzte. Entscheidend ist auch die jeweilige Gehaltsstufe, die sich an der vorhandenen Berufserfahrung orientiert.

Unterdessen kann im Rahmen einer eigenen Praxis ein größerer Patientenstamm generiert werden, der je nach Anzahl der Patienten deutlich höhere Einkünfte mit sich bringt. Allerdings trägt der selbstständige Facharzt seine Kosten und Ausgaben selbst, was sich letzten Endes auf das Nettoeinkommen auswirkt.

Die tägliche Arbeit eines Neurologen

Was die meisten Neurologen an ihrer Arbeit schätzen, ist der enge Patientenkontakt. Dieser ist zumindest in Kliniken und niedergelassenen Praxen möglich. Im Bereich der Forschung fällt er hingegen geringer aus. Leider haben viele neurologische Erkrankungen es gemeinsam, dass sie langfristig behandelt werden müssen. Zwischen Patient und Arzt kommt es somit zu einem Vertrauensverhältnis, das dem Facharzt dabei helfen kann, seinen Patienten ein geeignetes Behandlungskonzept zukommen zu lassen.

Da der Beruf als Facharzt für Neurologie sehr vielfältig ist, geht mit der Ausübung seiner Tätigkeit eine hohe Verantwortung den Patienten gegenüber einher. Ein Neurologe muss sich mit zahlreichen Krankheiten genau auskennen und deren Erscheinungsformen voneinander abgrenzen können. Denn gerade im neurologischen Bereich gibt es zahlreiche Überschneidungen in Bezug auf die Symptome, sodass die Bestimmung einer speziellen neurologischen Krankheit nicht immer einfach ist.

Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit mit anderen Ärzten, zu denen auch Psychologen oder Psychiater gehören sowie ein umfassendes Wissen über die unterschiedlichen Wirkstoffe in Medikamenten und den Fortschritt der Medizin.

Der Beruf des Neurologen wird als Heilberuf eingestuft. Somit ist nicht nur das nötige Wissen im Rahmen der Ausbildung erforderlich. Von Vorteil ist es, wenn der Facharzt neben Empathie auch ein hohes Maß an Geduld mitbringt und gerne mit Menschen zu tun hat. Gleichzeitig kommen ihm analytische Fähigkeiten zugute und ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Durch die häufige Zusammenarbeit mit anderen Ärzten benötigt er eine gute Sozialkompetenz und Kommunikationsstärke. Auch eine gute Menschenkenntnis sowie Belastbarkeit sind wichtig.

Fazit

Fachärzte für Neurologie tragen eine hohe Verantwortung ihren Patienten gegenüber, da sie sich mit sämtlichen Vorgängen im Bereich des menschlichen Nervensystems auskennen müssen. Der Beruf bietet viele Möglichkeiten, denn er spielt in zahlreichen Kliniken, aber auch in der Forschung eine bedeutende Rolle. Die Zukunft des Berufs ist gesichert und gestaltet sich dank der unterschiedlichen Tätigkeitsfelder als äußerst abwechslungsreich.

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